Das Profil seiner Ausbildung (1940-1952)

Home            Die Berufung von P. Jaime Bonet (1926-1940)      Gemeindepriester (1952-1963)

 
  Nicht persönliche Neigung war es, die Jaime Bonet zum Predigen drängte. Oft, berichtet er, habe er mit der eigenen Schüchternheit oder dem Gefühl der Unfähigkeit angesichts seiner Berufung kämpfen müssen. Doch die Überzeugung, Christus, dem Wanderprediger, folgen zu sollen, überwog. Verkündigung und Evangelisation waren für Jaime Bonet Ausdruck der Nächstenliebe. Das bedeutete, Zeiten der Vorbereitung, Einübung und auch Entsagungen in Kauf zu nehmen. Diese Haltung der Willensstärke und Kompromisslosigkeit zeichnete ihn sein Leben lang aus und prägte seinen Lebensstil und seine Optionen, mit Strenge gegen sich selbst und gegen die Mitglieder der Gemeinschaft. Es galt alles für Jesus zu lassen, um des ihm anvertrauten Auftrags willen.   Eine tiefe Prägung Jaime Bonets durch die priesterliche und theologische Ausbildung seiner Zeit wird ersichtlich: Askese und Strenge, Innerlichkeit und Radikalität. Die Grundthemen des Pontifikats Pius XII. spiegeln sich in den Quellen der Spiritualität Jaime Bonets wider: Der mystische Leib, Maria, die Bedeutung der Eucharistie. Hier korreliert die persönliche geistliche Erfahrung des Gründers mit der Zeitströmung in der Kirche. Die Suche nach einem geistigen Neuaufbruch, wie sie sich in der liturgischen Bewegung und dem Entstehen der katholischen Aktion abzeichnete, fand zu einer Synthese mit der klaren, dogmatischen Formulierung der von Gott geoffenbarten Glaubenswahrheiten, so wie sie der Neothomismus, der im Seminar gelehrt wurde, benannte. Die Theologie Jaime Bonets ist „einfach“, getragen von der Überzeugung der schlichten Glaubenswahrheiten, die ins Kerygma finden wollen. Im Jahr der Publikation der Enzyklika „Mystici Corporis“ 1943, der Zeit des Höhepunktes der Grauen des Zweiten Weltkriegs, besuchte Jaime Bonet das Seminar in Palma. Ein Satz aus der Enzyklika, der in den Kreisen der Katholischen Aktion viel zitiert werden sollte, prägte sich dem jungen Mann tief ein, „dass nämlich das Heil vieler abhängig ist von der Mitwirkung, die die Hirten und Gläubigen zu leisten haben“

Die Mithilfe einiger weniger zählte viel. Dem Gebet und der Hingabe einiger weniger wohnt eine Transparenz und Wirkkraft für den ganzen Leib Christi inne. Gepackt von dieser Herausforderung ging er in der Folgezeit schon während der Seminarzeit häufig in die Randgebiete der Stadt, um den Armen, Kranken und Zigeunern vom Evangelium zu erzählen. In ihnen fand er Christus, mit dem er die Armut teilen wollte, weil dieser ihn brauchte mit all seinen Kräften und Möglichkeiten.

Aber nicht nur ihnen, sondern allen galt die Botschaft des Evangeliums, die zuverkünden er sich berufen sah. Als er nach dem Übergang von der Schulausbildung zum Theologiestudium zum studentischen Rektor gewählt wurde, begründete er mit seinen Mitseminaristen eine Predigtschule. Im Austausch miteinander und bei der wöchentlichen Vorbereitung von Predigtimpulsen übten sich die jungen Männer in der Wortverkündigung auf der Basis der eigenen, lebendigen Glaubenserfahrung.

(Entnommen aus: Katharina Karl, Jüngerschaft als Lebensprinzip von Kirche. Die missionarische Fraternität Verbum Dei - ein Charisma nimmt Gestalt an, Don Bosco Verlag München 2006, 17-18)

 

 

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