Die Berufung von P. Jaime Bonet (1926-1940)

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"Jaime Bonet ist am 21. Mai 1926 geboren und aufgewachsen in Alquería Blanca, einem kleinen Dorf auf der Insel Mallorca, einer traditionell katholisch geprägten Umgebung, die während seiner Kindheit von den Wirren des spanischen Bürgerkriegs überschattet wurde. Der Katechismusunterricht gehörte zur Grunderziehung, die sein Vater ihm zukommen ließ. Der tiefe Glaube seiner Mutter legte den Samen der innigen Frömmigkeit, die ihn sein Leben lang tragen und bestimmen sollte. Von den Eltern wurde ihm ab 1937 die Ausbildung auf der Internatsschule der „La Salle Brüder“ in Palma ermöglicht. In dieser Zeit wurde er hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, sich Gott zur Verfügung zu stellen und der Faszination des Lebens: Mädchen, Sport und Poesie.

Mit 14 Jahren, schon auf dem Weg einer tieferen Suche, bewegte ihn die brennende Frage nach der Existenz Gottes. „Wenn es dich gibt, mach mich glücklich“, betete Jaime Bonet als Heranwachsender. Das unmittelbare Glück, das er in der Folge empfand, prägte sich ihm unvergesslich ein. Bis heute spricht er in seinen Predigten von der überwältigenden Erfahrung, als er im Gebet ein Kruzifix in die Hände nahm und bei der Betrachtung des leidenden Christus hörte: „Sitio, ich habe Durst“. Er verspürte die Einladung, die Nöte der Welt, für die Christus gestorben war, mit ihm zu teilen.

Der Jugendliche aus dem beschaulichen kleinen Dörfchen war sensibel für die von Leiden und Kriegswirren gezeichnete Zeit. Er wollte sich aufmachen, dem Herrn seines Lebens in den Armen zu begegnen. In jugendlichem Überschwang suchte er nach der nächsten Leprastation, um entstellt („deformado“) wie Christus selbst das Leben zu geben und ihm gleich zu werde.

Im Dialog mit Christus vor dem Allerheiligsten suchte er zu ergründen, wieso sein Gott da so zerbrochen und verborgen schweigend gegenwärtig war. Er verstand dessen Bitte: 'Möchtest du mich zu den Menschen bringen?' und spürte Jesu Ruf nach Menschen, die sein Leben fortsetzten, für ihn eintraten, den Glaubenweitergaben und ihn zu den Menschen tragen wollten".

Er vertraute sich einem der Schulbrüder an, der ihm sagte, um Christus weiterzugeben, müsse er Priester werden. Kurz entschlossen bat er um Aufnahme ins Knabenseminar von Palma de Mallorca.

Dem jungen Seminaristen und zukünftigen Priester erschloss sich Schritt für Schritt die Tiefendimension einer Nachfolgespiritualität und er erkannte seine Bestimmung, ein „alter Christus“ zu werden. Er gelangte zu der Überzeugung, dass hier sozusagen die Speerspitze der Herausforderung aller getauften Christen zur Jüngerschaft liegt, mit den Wortes Balthasars: „das verschärfte Paradox der Nachfolge.“ Er verstand sich den Jüngern in den Evangelien gleich unterwegs „in persona Christi” und so bezieht er sich bis heute häufig auf die Stellen: „Wer Euch aufnimmt, der nimmt mich auf“ (Mt 10,40), bzw. „Wer den aufnimmt, den ich gesandt habe, der nimmt mich auf“ (Joh 13,20). Das Wort Gottes durch das eigene Leben übermittelnd ist der „Apostel“ der Botschafter Christi. „Unser Empfehlungsschreiben seid ihr; es ist eingeschrieben in unser Herz, und alle Menschen können es lesen und verstehen. Unverkennbar seid ihr ein Brief Christi, ausgefertigt durch unseren Dienst, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf Tafeln aus Stein, sondern – wie auf Tafeln – in Herzen von Fleisch” (2 Kor 3,2f.).

(Entnommen aus: Katharina Karl, Jüngerschaft als Lebensprinzip von Kirche. Die missionarische Fraternität Verbum Dei - ein Charisma nimmt Gestalt an, Don Bosco Verlag München 2006, 17-18)

 

 

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